Bin ich eine Helikopter-Mama?

Als mich das Scoyo-Eltern-Magazin vor ein paar Wochen fragte, ob ich etwas zum Thema "Helikoptereltern, zwischen Förderwahn und Lass-mal-gut-sein" unter dem Hashtag #helikopterich schreiben würde, hatte ich sofort ein Erlebnis vor Augen, das damals noch ganz frisch war.

Linnea wird in diesem Jahr zur Erstkommunion gehen. Bei meiner eigenen Erstkommunion und auch bei der meiner älteren Kinder war es so, dass Mütter als Katechetinnen die Kinder in kleinen Gruppen auf das Fest vorbereitet haben. Beim großen Sohn habe ich das zusammen mit einer anderen Mutter gemacht und die Zeit in sehr guter Erinnerung, vor allem, weil wir von der Gemeindereferentin viele Impulse für den eigenen Glauben bekommen haben und eine tolle Gemeinschaft waren. Leider haben wir nun keine Gemeindereferentin mehr und das Konzept des Gemeindereferenten der Nachbargemeinde sieht ziemlich anders aus. Ich fühlte mich ein bisschen in die (von mir nicht erlebten) 50er Jahre zurück versetzt, denn jetzt geht es in erster Linie darum, dass sich die Kinder in der Kirche benehmen können und das Ave Maria auswendig aufsagen können. Als nun ein paar andere Mütter und ich kund taten, dass wir gerne bereit sind, den Unterricht zu übernehmen (in der Hoffnung, den Kindern dann auch so etwas wie Werte und Gemeinschaft vermitteln zu können), kam doch tatsächlich der Spruch: “Machen Sie nicht zuviel, sie wollen ja keine Helikopter-Eltern sein!“ 
Helikopter-Eltern sind also Eltern, die sich engagieren und in die Gemeinschaft einbringen? Der Begriff scheint tatsächlich wunderbar geeignet zu sein, Eltern, die sich in Schule, Kindergarten und wo auch immer beteiligen wollen, zu diskreditieren. Das kommt den Pädagogen, denen "Elternarbeit" und der Kontakt zu Eltern den Schweiß auf die Stirn treibt, natürlich entgegen. Mama notes hat dies ja in ihrem Beitrag auch angemerkt und ich denke auch, dass der Begriff von manchen Medien deshalb gerne gehypt wird, um wieder einmal Stimmungsmache gegen Eltern / vor allem aber Mütter zu betreiben.

Dabei ist es nicht das, was eigentlich mit dem Begriff gemeint ist. Wie ich bereits vor zwei Jahren im Blog geschrieben habe, geht es um Eltern, die ihr Kind gar nicht aus den Augen lassen können und es damit in der Autonomie-Entwicklung behindern. Das sind Eltern, die vor allem ihren heranwachsenden Kinder jeden Weg abnehmen und alles für sie organisieren. Es gibt solche Eltern! Mir ist eine Mutter bekannt, die ihre 17-jährige Tochter noch täglich zur Schule bringt und penibel ihre Hausaufgaben kontrolliert, aber das sind traurige Extrembeispiele.


Bin ich auch eine Helikopter-Mama?

Wenn es um das Thema "Förderung" geht, bin ich sehr dafür, sich möglichst zurück zu lehnen und erst einmal auf das Kind zu schauen. Besonders die Kleinen sind so mit der Entdeckung ihrer unmittelbaren Umgebung beschäftigt, dass es Frühförderung im Sinne von Kursen kaum braucht. Natürlich ist es schön, die Kleinen zum Beispiel beim Baby-schwimmen mit dem Element Wasser vertraut zu machen. Das habe ich mit meinem ersten Kind auch tatsächlich gemacht! Allerdings bin ich selbst jetzt nicht so mit dem Element Wasser verbunden, dass ich das auch für die anderen unerlässlich gefunden hätte - mal abgesehen vom organisatorischen Aufwand.
Da wir lange Zeit nur ein Auto hatten, habe ich immer geschaut, dass Extra-Aktivitäten fußläufig zu erreichen waren. Das waren dann eine Spielgruppe im Alter vor dem Kindergarten, Fußball im örtlichen Fußballverein, Flöten- bzw. Klavierunterricht bei einer Nachbarin und ansonsten Aktivitäten, die von der Schule angeboten wurden. So haben die Kinder im Laufe der Jahre viel ausprobiert, ohne dass ich dafür als Taxi fungieren musste: Tennis, diverse Bastelkurse, Yoga, Tanzen, Band. Alles war immer mit dem Lernen für die Schule zu vereinbaren und in einer stressigen Phase vor der Klassenarbeit fiel dann mal das Training aus. 

Ein für mich etwas schwierigeres Thema ist das Thema "Lernbegleitung" der Kinder. Hier tendiere ich durchaus dazu, mich einzumischen und manchmal zu viel zu kontrollieren und zu korrigieren. Die Kinder nutzen das natürlich gerne und da fällt es ihnen dann schon mal schwer, ihre eigene Version meiner vorzuziehen. Es ist für mich immer wieder eine Übung zu sagen: "Mach du es so, wie du denkst!" In Bereichen, wo vor allem die Älteren in ihrem Lernen nicht weiter kommen oder sich Lücken eingeschlichen haben, hat sich Nachhilfe von externen Personen bewährt und bringt meistens viel mehr als nervenzerfetzende Mathematik-Nachmittage mit den Eltern.

Was das Thema “Schule“ betrifft, bin ich also auch ein bisschen Helikopter- Mama, lerne aber von Kind zu Kind gelassener zu werden. Ich weiß, dass sie es auch ohne den Hubschrauber schaffen und drehe jetzt langsam mal ab... es gibt noch viel zu entdecken!

Mehr interessante Beiträge zum Thema finden sich bei Schlaflose Muttis. Dort wird auch beschrieben wie man sich bis zum 16.1. noch an der Blogparade beteiligen kann.

Kommentare

Nicole hat gesagt…
Hallo Micha,

du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich glaube auch, dass der Begriff Helikoptern heute für alles mögliche verwendet wird. Die Differenzierung bleibt häufig auf der Strecke und so werden alle Eltern, die sich engagieren oftmals als Helikoptereltern dargestellt! Vielen Dank für deine wunderbaren Impulse für die Blogparade!

Liebe Grüße
Nicole

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