Mein Kind in der Autonomiephase

Kennt ihr das? In der so genannten Autonomiephase entwickeln manche Kinder Rituale, die sehr genau befolgt werden müssen. Ist nur eine Kleinigkeit anders als sie es sich vorstellen, wird geschrieen und getobt und das ist nicht ohne. Ich erinnere mich dunkel, dass Rituale auch für meinen großen Sohn sehr wichtig waren und nun ist es der Kleine, der daran eisern festhält.

Die kleinen Zwänge begleiten uns durch den Tag. Schon morgens beim Aufstehen wird geschaut, ob auch alle Schnuller in Reichweite sind. Ein Schnuller genügt nicht, nein, es muss noch einer für die Hand da sein und noch besser sind insgesamt drei Schnuller ("Viel!").

Bevor Elias sich auf den Fahrradsitz heben lässt muss er neuerdings einmal um die Buchshecke laufen.

Trinkt er auf dem Sofa seine Milch, müssen die Schnuller neben ihm liegen.

Legt er sich zum Mittagsschlaf ins Bett, müssen das Bärchen und Bert an bestimmten Plätzen sitzen.


Die Liste lässt sich fortsetzen. So lange ich die Rituale kenne und weiß, was mein Kleiner möchte, ist das ja auch okay, aber warum sind diese (selbst ausgedachten) immer gleichen Abfolgen so wichtig? Sie geben Sicherheit! Zweijährige lösen sich ganz langsam und Stück für Stück aus der ganz engen Bindung und treten ein Stück in die Welt hinaus. Manche besuchen eine Kita oder eine Tagesmutter, wo sie sich ein Stück weit allein mit ihrer Umwelt auseinander setzen müssen.
Halt im Alltag bieten dann die kleinen Dinge, die immer gleich sind. "Ich kann gut einschlafen, wenn das Bärchen in der Ecke sitzt" oder "ich mache es mir gemütlich, wenn meine Schnuller in Reichweite sind". Rituale lassen sich natürlich auch verändern und da sind Kinder dann auch manchmal wieder überraschend flexibel. So war es plötzlich kein Problem, dass der Schnuller den Kindergartenmorgen in der Tasche verbringt.
Als Erwachsene und Eltern ist es oft gar nicht so leicht damit umzugehen. Wir haben im Kopf, dass es doch wohl nicht so tragisch sein kann, wenn "nur ein" Schnuller in Reichweite ist und sehen den Kleinen schon als Zwangsneurotiker in zwanzig Jahren dreimal ums Haus laufen, bevor er sich auf den Weg macht. Entwicklungsrituale im Kleinkindalter sind aber völlig normal und haben nichts mit dem Beginn einer Zwangsstörung zu tun. Wir tun also gut daran, den Kindern in ihrem Alltag den Halt zu geben, den sie brauchen und darauf zu achten, welche Signale sie senden. An manche phantasievollen Rituale werden wir uns bestimmt noch lange erinnern.

Außerdem lesenswert zum Thema "Trotzen? Gibt es nicht."

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